Dienstag, 16. Oktober 2007

Marketing für die Dönerbude

Immer wenn ich im Kino sitze und all´ die Werbespots für die Dönerbuden meiner Stadt sehe, habe ich den selben Gedanken wieder und wieder: "Oh mann, ist das schlecht". Und dann: "Oh mann, das ist soo schlecht, sooo schlecht." Und dann tun mir die Dönerbudenbesitzer leid. Das schöne Geld so zum Fenster rausgeworfen, die armen Kerle wissen nicht, was sie taten als sie dem Kinowerbevertreter glaubten, dass man auf diese Weise neue Kunden gewinnen und den Umsatz steigern könnte.

Wer sitzt schon im Kino und sagt sich: "Das ist aber eine wunderschöne Dönerbude, diese Adresse muss ich mal notieren?" wenn er ein paar lieblose Fotos von einer Dönerbudentheke oder dem sich drehenden Fleischspieß sieht? Und dazu der immer gleiche Text: "Döner Abdul hat die besten Döner der Stadt! In der Schnubbeldubbelstraße 123".

Niemand schreibt sich die Adresse auf!

Und doch gibt es Möglichkeiten, wie die Dönerbude, die Bäckerei oder das Stehcafé um die Ecke auf sich aufmerksam machen kann. Gesehen vor einigen Wochen im Central Business District in Sydney (und leider nicht fotografiert):

Die Visitenkartenlotterie

Ein kleines Café hat dort an die Kasse eine große Glasschüssel gestellt, in das die Kunden beim bezahlen (Standort der Schüssel tricky: das Portemonaie haben Sie ohnehin gerade in der Hand) ihre Visitenkarte einwerfen können. Montagmorgens um 7 Uhr wird der Wochengewinner gezogen, und der hat dann die ganze Woche jeden Tag einen Kaffee frei!

Das muss man sich mal vorstellen! Einen Kaffee!

Doch Zweifel, ob wohl jemand an dieser Lotterie teilnehmen würde kommen erst gar nicht auf, denn die Schüssel ist bis unter den Deckel gefüllt, und man muß die Visitenkarte mit Nachdruck reinstecken. Und dabei ist erst Mittwoch. Direkt darüber hängt ein schönes buntes Pappschild mit dem "Gewinner der Woche" und seiner Visitenkarte. Irgend so ein Typ von einem Versicherungskonzern. Mit großer Sicherheit läuft er wie alle anderen Typen hier im Anzug rum und verdient ab 70.000 Dollar aufwärts. Diese Woche hat er fünf mal einen Kaffee für 1,50 Dollar gewonnen. Ich wette, der Mann ist auf seiner Etage der Star!

Die Visitenkartenlotterie zaubert eine kleine Abwechslung in das Leben der Bürohengste, eine sympatische Idee denken sie sich, endlich mal eine Möglichkeit, jemandem meine Visitenkarte zu geben. Die Visitenkartenlotterie ist in Downtown Sydney der Renner!

Und ein guter Marketingtrick für Stehcafes, Bäckereien und... Dönerbuden, so sie denn in der Nähe vom Big Business stationiert sind.

Die Vorteile im Überblick:

Die Visitenkartenlotterie...

  • erzeugt Aufmerksamkeit und Gesprächsstoff in den Bürotürmen im Umkreis von 250 Metern
  • macht die Kunden zu Stammkunden (sie wollen sehen, ob sie gewonnen haben)
  • ermöglicht einem unscheinbaren Stehcafé den Aufbau einer umfangreichen Kundenkartei mit allen Angaben, die man später für die nervige, aber in diesem Fall möglicherweise sogar erfolgreiche, da für die Leser unerwartete, Newsletteraktionen braucht.
In diesem Sinne... Zeit für ein Käffchen...




Foto von espresso-blog.de

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